Heute war das Treffen um 11:30 Uhr mit dem anderen Townace an der Kings Cross Station vereinbart. Dieses Mal pünktlich, schauen wir uns nach dem Auto um. Nachdem ich mehrmals versucht habe den Verkäufer zu erreichen bekomme ich eine SMS, dass das Auto leider schon verkauft ist. Oh man, dass hätt er mir echt eher sagen können. Dann sollte mich die Ausrede gestern wohl nur hinhalten, bis sein Auto ganz verkauft ist. Hätt er mir auch einfach sagen können... nun ja, also laufen wir weiter durch die Straße und treffen ein paar Mädels, die gerade ihr neues Auto (ebenfalls ein Townace) in Empfang nehmen. Kurz danach treffen wir die Mädels von gestern, mit ihrem selbstausgebauten 1995er Townace für 5500. Wir quatschen gerade etwas mit anderen Verkäufern daneben, als die Mädels ihr Auto für 5000$ verkaufen. Krass... das geht ja echt wie am Fließband hier... also etwas handeln ist immer schon drin, aber die Preise scheinen so generell in Ordnung zu sein. Ich hätte fast überlegt, ob das Auto nicht auch was für mich wäre. Der große Vorteil ist, dass dieser Toyota in NSW (also Sydney) zugelassen ist, so dass es keine größeren Probleme mit der Ummeldung gibt. Der Townace an dem ich interessiert bin, ist dummerweise in Queensland zugelassen, ich denke, dass man zum Ummelden nach Queensland muss. Das wäre eigentlich das einzige Hinternis, dass ich bei dem Auto von gestern sehe. Um das jetzt noch genauer rauszubekommen, gehen wir in ein Cafe und googeln etwas. Es gibt leider keine Berichte darüber, wie man ein Auto von Queensland zu einem anderen Bundesstaat ummeldet. Daher versuchen wir das per Telefon zu klären. Laut Auskunft einer VicRoads Mitarbeiterin ist das wohl kein Problem. Man muss nicht zurück nach Queensland... mh, damit wäre also das letzte Hindernis für mein Auto geklärt. Also vereinbaren wir eine Probefahrt. Keine 10 Minuten später fahre ich nun zum ersten Mal auf der "falschen" Straßenseite ein Auto auf der anderen Erdhalbkugel. Ein krasses Gefühl. Ich verwechsel bestimmt 4-mal den Blinker mit dem Lenker... auch das schalten mit der linken Hand ist gewöhnungsbedürftig. Aber ansonsten fühlt sich alles gut an, kein Spiel in der Lenkung, keine komischen Sachen, das Auto fährt, wie man es von einem Auto erwartet. Wir sind zufrieden und reden nochmal über den Preis. Der Verkäufer bot nach der Frage noch mal 100$ Rabat an, ich meinte so 200$ und wir kaufen es... deal! Jetzt ging es also an das Geld besorgen... ich hatte zum Glück vorher schon 3000$ auf mein australisches eingezahlt, so dass ich mir das Geld nun vom Schalter auszahlen lassen konnte. Die Geldautomaten sollen mit der DKB Visa Karte ja maximal 1000 Euro am Tag zulassen. Jakob wollte noch zu einem anderen Händler, um sich Autos anzuschauen. Um keine Parkplätze suchen zu müssen, wollte ich das Auto dann hinterher kaufen.
Der Händler hatte eine ganz einfache Strategie, er kauft irgendwelche älteren Lieferwagen, um sie relativ einfach mit einem Bett und ‘ner kleinen Küchenecke auszustatten. Das war für mich natürlich sehr interessant, da ich mir so evtl. etwas für mein Auto abschauen kann. Die Lieferwagen sehen alle nicht mehr wirklich gut aus. Wenn man sich man den Boden der Ladefläche anschaut, sind sie meist ganz schön verrostet. Ein Townace mit 1992er Baujahr und 226tkm kostet z.B. 5999$. Im Vergleich dazu sieht mein Auto echt wie neu aus. Ich glaub, ich würd mich in so einem heruntergekommenen Auto nicht wirklich wohl fühlen, wo man überall weißlackiertes verrostetes Metall sieht. Der Vorteil bei diesem Händler ist die einjährige Garantie, die man hier eindeutig mit bezahlt. So wird z.B. ein Motor oder Getriebeschaden mit 1000$ versichert. Die Frage ist aber, ob 1000$ für einen Motoraustausch reichen... und nachdem die Garantie abgelaufen ist, ist das Auto mit einem Schlag sehr viel weniger Wert. So einen Wertverlust habe ich bei meinem Auto nicht. Ich bin also mit meinem Deal ganz zufrieden.
Nun also wieder an der Kings Cross Station treffen und Auto kaufen... wie aufregend! So einen dicken Bündel Geld hatte ich noch nie in der Hand. Das dumme ist, dass 100$ Scheine hier die größten Scheine sind, und dass die Bank davon nur 5 Stück hatte. An Geldautomaten bekommt man maximal 50$ Noten. Auf dem Foto sieht das echt nicht so Dick aus, in meiner Geldtasche hat wirklich nicht viel mehr hineingepasst.
Nach erfolgreichem Autokauf ging es dann gleich weiter zu Flo. Ich hab Flo glaub ich das letzte Malvor 5 Jahren auf unserer Taizé Reise getroffen. Seit dem hat er nun eine Chinesin hier in Sydney geheiratet, studiert nun in Australien und wird wohl bald seine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Heute Abend wurden wir von ihm zum Abendbrot eingeladen. Echt witzig, ihn in einem so weit entfernten Land nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Das Essen war richtig lecker. Flo und seine Frau markierten uns auf einer Sydneykarte noch alle möglichen sehenswerten Sachen. Mal schauen, ob wir uns davon noch einiges anschauen können.
Ich bin wirklich froh über unser Auto, da der Preis im Verhältnis zu den anderen Angeboten wirklich in Ordnung ist. Auch war das Angebot hier nicht so groß wie ursprünglich erwartet. Also dann gleich mal wieder mit Netti telefonieren, um von unserem neuen Auto zu berichten. Um in Ruhe zu telefonieren zieh ich mich dann immer in den überdachten Durchgang zum Garten zurück. Ganz gemütlich mit Sessel an der frischen Luft. Das krasse ist, dass sich das Haus wohl in einer eher unsicheren Gegend Sydneys befindet, so dass alle Ein- und Ausgänge und selbst die Fenster im Erdgeschoß durch dicke Stahlgitter gesichert sind. Wenn wir mal raus wollen, müssen wir immer jemanden fragen, ob mal jemand aufschließen kann. Keine Ahnung, was wir machen, falls es brennt... raus kommen wir jedenfalls nicht alleine.
Jakob hatte aus Zufall noch ein Angebot auf einer kleinen Internetseite gesehen. Ein Hiace Poptop Camper (also mit vergrößerbarem Dach) aus dem Jahr 1983. Der Preis war mit 5900$ vergleichsweise günstig. Das Problem war nur, dass es keine Bilder gab und das Auto etwa 100km westlich von Sydney in den Blue Mountains zu besichtigen ist. Da wir ja nun aber ein Auto haben, passt es ganz gut. Also entschieden wir uns, einen kleinen Ausflug zu unternehmen.
Vorher stand aber noch ein Besuch des Aldi an, da wir in der Werbung einen Campingkühlschrank (Gas, 12V, 240V) für 300$ gesehen hatten. Ich finde es echt faszinierend, wie man durch das verbrennen von Gas kühlen kann, aber irgendwie muss es ja funktionieren. Die Autobatterie würde wohl unterwegs nicht allzu lange durchhalten, so dass es unerlässlich ist, eine andere Energiequelle zu benutzen. Zusätzlich fand ich dann noch ein 4 teiliges Akkuwerkzeug Set für 80$. Zum Set gehören 2 Akkus, ne Taschenlampe, Akkuschrauber, Stichsäge und Schleifmaschine... also alles, was ich benötige, um das Auto auszubauen... perfekt! Hab dann auch gleich zugeschlagen. Übermorgen soll es sogar noch einen passenden Gaszylinder geben. Aldi ist toll!!!
Nach ca. 60 km Fahrt meinte Jakob auf einmal zu mir, dass mit der Temperaturanzeige des Kühlwassers irgendwas nicht stimmt. Die Anzeige war kurz vor dem roten Bereich. Wir sind sofort rechts rangefahren, Motorklappe auf ... Scheiße! Da spritzt aus einem Schlauch beim Ausgleichsbehälter total viel Wasser raus... also erstmal warten. Na so ein Mist!!! Das kann jetzt was ganz kleines sein, aber im schlimmsten Fall auch ein Motor-Totalschaden. Warten bis alles abgekühlt ist und dann erstmal fix von dem Highway runter. Für 88$ brachte uns ein Abschleppdienst in ne Werkstatt. Sie füllten Wasser auf und gaben etwas Druck auf das Kühlsystem. Nun sah man das Wasser schon an einer Stelle unter dem Fahrersitz rauslaufen. Für 35$ baute er den Sitz aus, und zog eine Schelle fest. Er meinte, dass wir vor einer größeren Reise auf jeden Fall noch mal was machen müssen am Kühler. Aber erst einmal war alles in Ordnung... große Erleichterung!
Unseren Besichtigungstermin hatten wir leider verpasst. So konnten wir nur mal 5 Minuten einen Blick auf das Auto werfen. Da soweit erst einmal alles ganz vielversprechend aussah, verabredeten wir uns für 20 Uhr zu einem weiteren Treffen. Die Zeit überbrückten wir damit, das letzte Geld aus Geldautomaten zu holen. Jakob und ich haben wirklich unser Limit voll ausgenutzt, so dass wir mit 200$ von Janine und über 1000$ Bargeld von Jakob genau 5900$ zusammenbekommen haben.
Abends im Dunkeln schauten wir uns noch einmal alles genau an, die Verkäuferin war wirklich super nett, hat sich vor kurzen gerade von ihrem (deutschen) Mann scheiden lassen und braucht an sich eher ein kleineres Auto für den Alltag. Wir tranken Tee, erzählten etwas. Irgendwie gab es bei dem Preis dann ein Missverständnis, Jakob und ich hatten verstanden, dass sie das Auto an sich nicht schnell verkaufen muss und sie beim Preis nicht noch weiter runter gehen kann. Deswegen waren wir ziemlich überrascht, als sie auf den Vertrag dann 5000$ schrieb. Uns war beiden ganz komisch. Jakob hätte nie nach einem Nachlass gefragt, weil er den Preis auch so schon richtig gut fand. Hinterher erzählte uns Janine, dass sie das mit den 5000$ schon mitbekommen hatte und sich gewundert hatte, warum wir nicht freudiger geschaut hätten...
Da es nun aber auch schon ganz schön spät geworden war und auch noch der ganze Papierkram gemacht werden musste, bot sie uns an, doch hier zu übernachten und dann morgen noch zusammen zu frühstücken. An sich eine super Idee, so können wir unsere Autos gleich einmal einweihen. Sie gab uns noch einen Schlafsack + eine dicke und eine dünne Decke, weil wir unser ganzes Zeug ja noch in Sydney beim Uli hatten. Wir wollten die Nacht eh aus Uli's Wohnung ausziehen, da wir das Wohnzimmer nicht zu lange belagern wollten und sich ein Mitbewohnerl auch schon etwas gestört fühlte.
Nachdem dann beide Autos einmal zu dritt Probegelegen wurden, gingen wir alle schlafen. Morgen ist Wecken um 6:30 Uhr angesagt.
Ja bis ungefähr 4 Uhr morgens hab ich echt super geschlafen. Nur leider bin ich dann aufgewacht. Die dünne Decke war wohl doch etwas zu dünn. Janine meinte zwar, dass ich ruhig Bescheid sagen soll, falls es zu kalt wird, aber ich glaub wenn ich mir ne Decke teilen müsste, könnt ich genauso wenig schlafen. Dummerweise hatte ich auch keinen MP3 Player um mir die Zeit etwas zu vertreiben, also hieß es abwarten bis 7 Uhr. Als es nun langsam etwas heller wurde, war ich völlig fasziniert von der Farbe der Sonne. Der Himmel war total gelb/rötlich. Ich hab mir aber keine weiteren Gedanken gemacht. Auch das die Scheiben total dreckig waren hat mich nicht weiter verwundert.
Als uns die Frau dann kurz vor 7 Uhr wecken kam, fragte sie uns, ob wir was von dem Sturm mitbekommen hätten. Es soll irgendwie der schlimmste Sandsturm seit langem gewesen sein. Nun machten also die Farbe des Himmels und auch mein dreckiges Auto Sinn, krass aber, dass wir davon mal überhaupt nichts mitbekommen haben.
Nach dem Frühstück machten wir noch einmal eine kleine Verabschiedungsfahrt mit Melly (Jakobs neuem Auto) zu einem Aussichtspunkt dort in den Blue Mountains. Man konnte aber nur erahnen, was für ein toller Ausblick hier normalerweise zu genießen ist.
Zurück in Sydney verging der Nachmittag durch Besuchen von verschiedensten Geschäften. Primäres Ziel war es, die Autos mit Küchenutensilien (Töpfe, Pfannen, Besteck, Kleinkram, ...) auszustatten.
Abends haben wir dann unseren Kram zusammengepackt und ins Auto gebracht, da wir die WG-Mitbewohner nicht mehr weiter belästigen wollten. Seit unserer Ankunft ist ja auch schon fast eine Woche vergangen.
An unserem wohl letzten Abend hier in Sydney sind wir noch in einen Irisch Pub gegangen. Irgendwie war ich schon wieder total müde, aber ich wollte ja nach 0 Uhr noch mit Netti telefonieren und zum Geburtstag gratulieren. Als Geschenk hab ich die folgenden beiden Bilder auf 30x90 und 20x30 belichten lassen. Hat sogar geklappt, dass es genau pünktlich per Post angekommen ist. Also hier nun das Ergebnis meiner nächtlichen Fackelstreifzüge:
Und dann hat sich das Bild mit den ganzen Mädels auch irgendwie noch angeboten zu verarbeiten. Um das nicht einfach wortlos stehen zu lassen, hab ich dann seit einer Ewigkeit mal wieder nen kleinen Brief geschrieben (der für euch jetz natürlich zensiert ist )
Heute hab ich richtig gut geschlafen, bis mich Jakob so gegen 10 Uhr angerufen hat. Wir hatten ja beide in unseren Autos gepennt. Jakob will heute sein Auto auf seinen Namen umschreiben lassen. Das einzige Problem ist, dass er eine Anschrift in New South Wales braucht. Flo hat ihm zum Glück erlaubt, seine Adresse dafür zu benutzen. Gegen 1 Uhr war dann alles erledigt. Auch ich hatte den Vormittag genutzt, um wieder zum Aldi zu fahren. Eigentlich sollte die 9 kg Gasflasche 40$ kosten. So hab ich mich richtig gefreut, dass die Kasse unerklärlicher weise nur 20$ angezeigt hatte. Danach dann gleich noch für 20$ befüllen lassen und das kühlen kann beginnen. Die 9 kg Gas sollen laut Anleitung des Kühlschrankes für einen Monat ausreichen.
Uli hat sich nun kurzerhand auch dazu entschlossen, mit uns nach Melbourne zu fahren. Irgendwie verzögerte sich die Abfahrt weiter bis 16:30 Uhr. An sich hat es mich total genervt, bei solch schönem Wetter in der Stadt rumzuhängen, aber da ich Kopfschmerzen hatte, war ein Mittagsschlaf gar nicht so verkehrt. Das Dumme war nur, dass wir mit unserer Abfahrt genau in den Berufsverkehr hinein kamen. Wir kauften für Uli und Janine noch Zelt und Isomatte und los geht's.
Als wir unser erstes Ziel (einen sehr nah gelegenen Strand) endlich erreichten, war es schon fast dunkel. Weiter ging es dann zu einem nah gelegenen Naturpark, um dort zu übernachten. Der anvisierte Campingplatz war schon geschlossen, aber auf einem Parkplatz davor wollten wir dann trotz Verbotsschilder einfach bleiben. Wir begannen gerade mit dem Aufbau des Zeltes, als ein Mitarbeiter mit Auto anhielt... das beginnt ja schon wieder gut. Aber nach einem kurzen Gespräch erlaubte er uns, einfach die Nacht über zu bleiben. Sehr entspannt diese Australier, in Deutschland wäre wohle ne Strafe oder zumindest ein Platzverweis fällig gewesen. Alle waren hungrig und wir hatten es nicht mehr zusammen in den Aldi geschafft. Zum Glück hatte ich vorhin noch ein paar Fertigtüten als Grund-Notausstattung gekauft, die wir dann zusammen in Jakobs Bus aßen. So ging dann unser erster Reisetag zu ende, ohne dass wir allzu viele Kilometer geschafft hätten. Aber solange wir Samstag irgendwann in Melbourne ankommen, ist ja alles super. Und so weit ist es ja an sich doch nicht, so dass wir es gut in den nächsten 2 Tagen schaffen sollen.
Ich wurde so gegen 10 Uhr von den anderen geweckt. Es war wieder traumhaftes Wetter an einem wunderschönen Ort. Leider haben wir noch einiges an Weg zu schaffen. Aber erst einmal alle zusammen Baden gehen, Duschen, Frühstücken, Zelt zusammenpacken, abwaschen und dann los... an sich schon wieder viel zu spät... echt nervig, wenn man so hetzen muss! Wir wollen heute etwa die Hälfte des Weges nach Melbourne schaffen, also nach ca. 500km ist unser Tagesziel erreicht. Erster Zwischenstopp im Navi-System ist Jervis Bay, ein toller Strand ca. 200km entfernt. Hier soll es den weißesten Sand geben... Als erstes verlassen wir aber schon nach wenigen Kilometern den Highway für eine Kaffeepause... es gibt ja gewisse Personen, die können darauf morgens nicht verzichten Hier wird uns noch mal klar, wie knapp das mit der Zeit wird, da wir nicht im Dunkeln fahren wollen. Der Weg ist sehr bergig, so dass wir im Durchschnitt wohl nur so 60 km/h schaffen. Da Jakobs Auto innen noch voll mit Hundehaaren ist, machen wir an einer Tankstelle halt, um die Karre mal ordentlich auszusaugen. Zusätzlich waschen wir auch gleich mal die Autos, um den Dreck von dem Sandsturm runter zu bekommen. Da Jakobs Auto besonders beim herunterfahren des Berges komische Geräusche macht, fahren wir noch fix bei einer Werkstatt ran. Der Mechaniker macht auch gleich eine Probefahrt, nichts Ernstes nur irgendwelche Fehlzündungen... aber das der Vergaser gereinigt werden muss wussten wir auch schon. Beruhigt geht’s dann weiter, bis auf einmal meine Temperaturanzeige wieder in ganz gefährliche Regionen klettert. Mist, sofort anhalten, Motor aus, abkühlen lassen. Aber dieses mal sind wir ja schon erfahrener, also Kühlwasser an der richtigen Stelle nachgefüllt... ja, es läuft wieder etwas an undefinierter Stelle raus. Nun ja,einen Abschleppdienst brauchen wir ja nicht, solange die Temperaturanzeige normal bleibt. Also wieder etwas zurückfahren, in die nächst größere Stadt Nowra. Dummerweise haben um 18 Uhr schon alle Werkstätten geschlossen... und das an einem Freitag, das Wochenende beginnt, und das ist den meisten hier wohl auch heilig. Zumindest sind am Wochenende keine normalen Öffnungszeiten. Also vereinbaren wir für Samstag 7 Uhr einen Sondertermin. Die anderen melden sich an einem nahe gelegenen Campingplatz an. Mir ist das Geld zu schade, nur für das Schlafen auf bezahlter Wiese zu stehen, dass kann ich auch genauso gut am Straßenrand haben. Also stelle ich mich etwa 800m entfernt an einen Feldrand und laufe Quer über die Wiese zu den anderen. Zusammen wird lecker gekocht, original Bundaberg Rum getrunken und dann geh ich gegen halb 12 wieder zurück zu meinem Auto. Immerhin muss ich ja morgen früh um 7 Uhr in der Werkstatt sein.
Ich wache sogar schon 15 Minuten vor dem Wecker auf. Mir fällt ein, dass ich ja gar kein Geld hab, um irgendwas zu bezahlen. Da mein Konto ja auch restlos durch Jakobs Autokauf geplündert ist, muss ich ihn nun also wecken, um Geld von ihm zu bekommen. In der Werkstatt konnten wir nicht genau sehen, wo die undichte Stelle ist. Er meinte, es kommt irgendwo aus dem Kühler... und dagegen kann man nun an einem Samstag nicht viel tun, da die Kühlerspezialisten nicht geöffnet haben. Wir versuchten es noch mit so einer Reparaturflüssigkeit für 20$, die bei kleineren Problemen helfen soll. Anfangs sah es auch so aus, als wenn kein Wasser mehr aus lief, aber der Schein trügt... letztendlich hat es nichts gebracht und mir bleibt nun nichts anderes übrig, als bis Montag zu warten. Ich versuche zusammen mit den anderen die 15 km bis zum Jervis Bay zu kommen, um die 2 Tage wenigstens an einem schönen Ort zu bleiben. Aber schon nach 6 km stieg die Temperatur wieder beängstigend schnell. Also, anhalten und bei den anderen mitfahren. Wir konnten an einem kleinen Hafen direkt am Ufer parken. Also erstmal raus, alles anschauen. Es war wirklich ziemlich stürmisch. Wir holten zur Sicherheit noch 1000$ Bargeld vom Automaten... man weiß ja nie, wie viel Geld ich so brauchen würde... und dann gab es ein letztes gemeinsames Frühstück, bevor mich die anderen bei meinem Auto absetzten und sie die Heimreise ohne mich antraten. Ich fuhr noch etwas in der Stadt rum und kam nach einem Gespräch mit einer anderen Werkstatt noch direkt zu einem Kühlerspezi... ich hab mich echt geärgert, er hatte doch sogar samstags bis 12 Uhr auf... ok, da es nun 13 Uhr war hat sich das erledigt, trotzdem sehr ärgerlich! Um mir die Zeit zu vertreiben ging ich noch in einen Baumarkt, kaufte ne Stromrolle und einen Schrank mit Schubladen. Das ist echt super, da die Größe super zum Auto passt und Schubladen mal viel besser sind, als alles in Kisten zu schmeißen. Der Aldi hatte dann auch noch ein Batterieladegerät im Angebot. Das passte dann auch sehr gut, da ich die böse Vermutung hatte, dass die Batterie nach 2 Tagen Camping wohl nicht mehr zum starten des Motors reichen würde. Außerdem wollte ich auch gern mal meine Zweitbatterie aufladen. Den restlichen Tag verbrachte ich dann auf dem Campingplatz, indem ich Experimente mit der Batterie machte, versuchte mit dem Gasgrill Maiskolben gar zu bekommen (der Wind machte mir einen Strich durch die Rechnung) und etwas am PC zu arbeiten. Die ganzen Bilder von der Sydney Fahrt mussten durchgeschaut, gelöscht und bearbeitet werden. Zum Abendbrot kochte ich mir lecker Reis mit süß-saurer Soße und Würstchen. Bisher meinten alle, dass die australischen Würstchen total schlecht schmecken, ich weiß nicht woran es lag, aber ich glaub diese Würstchen waren die leckersten, die ich jemals in meinem bisherigen Leben gegessen hatte.
Den heutigen Tag verbrachte ich ausschließlich auf dem Camping Platz. Die Zeit verging viel schneller als gedacht. Draußen war es wieder so stürmisch, dass eine Benutzung des Gasgrills nicht möglich war. Ich machte viele Experimente mit der Autobatterie, dem Kühlschrank und dem Batterieladegerät. Ich wollte genau wissen, wie lange ich den Kühlschrank an 12V betreiben konnte, so dass sich der Motor noch starten ließ. Dazu machte ich mehrere Versuchsreichen, wo ich genau die Batteriespannung usw. notierte. Ja, ein wenig fehlt mir die Elektrotechnik wohl doch schon...
Im Waschsalon lagen viele Bücher zum Austauschen. Ich fand das Buch Snatch ganz interessant. Hatte glaub ich schon mal den Film dazu gesehen. Ansonsten konnte ich den Tag über schon mal die Texte für meinen Blog schreiben. Die Zeit vergeht echt rasend hier.
Endlich haben die Werkstätten wieder geöffnet, verlasse ich gegen 8 Uhr den Campingplatz und fahre zu dem Kühlerspezi. Der ältere Mann ist sehr freundlich und versucht länger, genau die Leck Stelle zu finden. Leider hat er heute nicht so viel Zeit und kann auch nicht die genaue Stelle entdecken, ohne den Fahrersitz auszubauen. So machen wir einen Termin für morgen früh. Ich fahre weiter zu der anderen Werkstatt vom Samstag um Bescheid zu sagen. Er gibt mir den Tipp, es doch auch noch bei dem anderen Kühler-Spezialisten zu versuchen. Dieser hat auch sofort für mich Zeit. Das Werkzeug an sich sieht auf den ersten Blick etwas einfach aus, also keine Akkuschrauber oder sonstiges. Auch ist sein Englisch wirklich sehr schwer zu verstehen. Als er beginnt den Kühler mit einer Sandstrahlanlage zu reinigen bin ich dann doch von der Professionalität beeindruckt. Der Kühler wurde in der Vergangenheit schon mindestens einmal repariert. Zumindest kommen mehrere Löcher unter dem alten Lötzinn zum Vorschein. So fremd war mir das ganze von der Elektronik nicht, nur dass man hier nicht mit sehr dünnem Lötzinn sondern mit etwas dickeren Stäben und einem Gasbrenner anstatt eines Lötkolbens arbeitet. Hinterher wird der Kühler sogar noch mit Spezialfarbe lackiert. Doch sehr solide Arbeit wie ich denke. Nach 3 Stunden mit 180$ Kosten verlasse ich glücklich die Werkstatt.
Unterwegs nehme ich noch 2 Tramper mit. Da ich in Melbourne ja auch schon einmal nachts ein paar Kilometer mitgenommen wurde, unterstütze ich sowas natürlich gerne. Später erzählt mir Jakob am Telefon, dass er da schon so einige Horrorgeschichten gehört hätte... nun ja, ich hoffte eigentlich etwas Englisch sprechen zu können, aber die beiden waren hinten nicht so sehr gesprächig. Durch die lauten Fahrgeräusche wäre es eh schwer geworden. In Ulladulla wurde dann mit Blick auf das Meer eine Mittagspause eingelegt. Hatte noch nichts weiter gegessen den Tag. Nachdem wir bestimmt 160 km über Berg und Tal gefahren sind, stieg die Temperaturanzeige wieder einmal in gefährliche Regionen. Oh Mist, was ist denn nun schon wieder. Bestimmt nimmt mir der kleine es doch etwas übel, dass ich möglichst niedertourig, die Berge mit durchgetretenem Gas hochfahre und auf dem Weg nach unten die Kupplung trete. Pause, abkühlen lassen, ... Wasser nachfüllen. Jetzt ist an sich kein Leck mehr zu sehen, zumindest tropft kein Wasser an komischen stellen raus. Nur bei dem Ausgleichsbehälter scheint Wasser hinaus gespritzt zu sein. Gut, vielleicht hab ich ihm wirklich nur zu viel zugemutet. Also auf ein Neues, dieses mal öfters in einen niedrigeren Gang schalten und nicht zu schnell die Berge hochfahren. Nach 30km dasselbe. Ok, im nächsten Ort brauchen wir auf jeden Fall neues Wasser. Zufälligerweise gibt es an der Tankstelle auch gleich eine Werkstatt. Die schicken mich wieder zu einem Kühlerspezialisten hier im Ort.
Der Mechaniker (Greg) hat dunkle Haare, und einen etwas längeren Bart. Er macht auf mich von Anfang an einen sehr sympathischen Eindruck. Auch ist sein Englisch viel besser zu verstehen. Die Werkstatt scheint wohl ein Familienunternehmen zu sein, zumindest assistiert ihm sein Vater in der Werkstatt. Greg erkundigt sich intensiv, was alles passiert ist und meinte auch, dass er den Typen aus Nowra kennt, der mir den Kühler repariert hat. Er hätte zumindest noch mal schauen sollen, warum der Kühler denn kaputt gegangen ist. Öfters passiert das nicht einfach so und man sollte nicht nur das Symptom sondern auch die Ursache beheben. Er zeigte und erklärte mir echt sehr viele Dinge, nach meinem Trip sind meine Autokenntnisse sicher um 500% gestiegen. Das Kühlsystem steht wohl unter großem Druck, so dass die Siedetemperatur normalerweise bei ca. 135°C liegt. Das schlimmste was passieren kann ist, dass die Dichtung zwischen den Zylindern und dem Kühlsystem beschädigt ist, so dass Abgase ins Kühlsystem gelangen. Solch eine Reparatur würde ca. 2500$ kosten. Alles andere sind wohl noch gut lösbare Probleme. Da es aber schon spät ist, müssen wir genauere Untersuchungen auf morgen verschieben. Ich kann auf seinem Grundstück vor der Werkstatt campen, bekomme Strom und Wasser und einen Wasserkocher, er schließt mir sogar noch seinen Bus auf, falls ich in meinem nicht gut schlafen kann oder so und dann bin ich mal wieder ganz alleine. Nachdem ich alles wieder zum Schlafen vorbereitet hatte, ist es auch schon wieder ziemlich dunkel, so dass ich doch nicht mehr in die Stadt laufe. Ich fühl mich schon wie so ein Naturmensch hier... man geht schlafen nachdem es dunkel ist und wacht morgens auf wenn es hell wird.
Ich wache wieder mal gegen 5:30 Uhr auf... esse Frühstück und genieße den Morgen. Die Werkstatt öffnet erst gegen 8:30 Uhr, sind hier also eher die gemütlichen Australier Nach ca. einer weiteren Stunde warten wird der Fahrersitz nun schon zum dritten Mal ausgebaut. Die Prozedur kenn ich ja nun langsam schon. Könnte ich theoretisch auch selbst machen. Sie versuchen ein bestimmtes Ventil zu finden, was die Temperatur im Motor steuert. Dieses sitzt aber nicht an erwarteter Stelle. Ich erfahre, dass mein Auto ein erst im Jahr 1999 aus Japan importiert wurde. Dadurch unterscheidet sich die Version besonders bei allem was den Motor betrifft etwas von den australischen Modellen. Greg meint, dass heute dummerweise der krasseste Tag der ganzen Woche ist. Sie hätten eigentlich genug Arbeit für die ganze Woche auf dem Hof zu stehen und das meiste sollte am besten sofort fertig sein. So kommt es, dass immer mal ne ganze Zeit an meinem Auto gar nix passiert. Die Reparatur zögert sich so über den ganzen Tag hinaus. Am Nachmittag wird mein Kühler dann mal komplett auseinandergelötet, so dass man nun die einzelnen Kühlleitungen sehen kann. Wir geben von der anderen Seite Wasser rauf und schauen, wie viel von denen verstopft sind. Normalerweise sollte das Kühlwasser auch einmal im Jahr gewechselt werden, weil sich sonst einiges an Rost im Wasser ansammeln kann und dann die dünnen Leitungen im Kühler verstopfen. Dies ist auch bei meinem Kühler der Fall. An sich hätte das gleich bei der letzten Reparatur mit überprüft werden sollen. Es wurde sozusagen das Problem (Loch im Kühler) behoben, aber nicht die Ursache. Für mein spezielles Fahrzeug kann Greg keinen Kühler in seinem Katalog finden... ein Nachteil des japanischen Importes. Also muss der Kühler repariert werden, obwohl man sonst für 250$ schon einen neuen bekommen würde. Als ich das höre, kommen mir doch sehr stark die Gedanken, dass Auto doch in Melbourne lieber wieder zu verkaufen. Als ich Greg bei der Arbeit dazu befrage meint er nur etwas genervt, dass ich ihn mal seine Arbeit machen lassen soll. Wahrscheinlich der ganze Stress heute... also lass ich die beiden die nächste Zeit mal eher in Ruhe. Gegen Abend kann ich aber noch mal mit beiden über das Auto sprechen. War wohl heute Nachmittag nur etwas unter Zeitdruck... beide raten mir unabhängig voneinander davon ab, das Auto wieder zu verkaufen. Schließlich weiß man jetzt, dass der Kühler in Ordnung ist und ansonsten war der Preis des Autos auch ok. Wenn man nun ein anderes Auto kauft, kann man wieder nicht wissen, was da alles im Hintergrund noch auf einen wartet. Eine Werkstatt kann z.B. nicht überprüfen, ob der Kühler in den nächsten 2 Monaten verstopft sein wird. Und alle normalen Teile bekommt man auch problemlos, nur was halt mit diesem speziellen Motor zusammenhängt ist etwas komplizierter. Naja, wenn ich das Auto in Victoria anmelden muss, werd ich ja noch ne andere Werkstatt wegen des Sicherheitschecks besuchen müssen. Dann kann ich die ja auch noch mal fragen und mir hinterher ne Strategie überlegen. Gegen Abend ist mein Auto dann fertig repariert. Sie wollen mich aber nicht fahren lassen, ohne am nächsten Tag noch ein paar Tests und ne Probefahrt zu machen. Außerdem sollte man im Dunkeln wegen der Kängurus eh nicht so unbedingt Auto fahren.
Heute kommt nun der spannende Teil der ganzen Operation. Ich stehe wieder zu gewohnt früher Zeit mit der Sonne auf und arbeite etwas am Rechner. Am Vormittag versuchen wir dann das Kühlsystem luftfrei mit Wasser aufzufüllen. Dazu stecken wir noch zusätzlich einen Trichter auf den Einfüllstutzen und starten den Motor, um die letzten Luftblasen aus dem System zu befördern. Komischer weise nehmen die Luftblasen aber kein Ende... es blubbert die ganze Zeit vor sich hin. Das ist nun wirklich kein gutes Zeichen... aber nachdem wir etwas Gas geben, hört es auf einmal auf. Wir schrauben schnell den Deckel drauf. Die große Befürchtung ist ja immer noch, dass die Zylinderkopfdichtung oder wohl möglich sogar der Zylinderkopf einen Riss haben... wie auch immer, wir starten eine Probefahrt... 30km Berg hoch und wieder runter. Wieder zurück in der Werkstatt wird schnell klar, dass wieder Wasser aus dem Ventil beim Ausgleichsbehälter herausgekommen ist. Also genau das gleiche Problem wie vor den ganzen Reparaturen. Es scheint also Luft aus dem Zylinderraum in das Kühlsystem zu gelangen, was bei hoher Belastung des Motors dann dazu führt, dass das Wasser aus dem Überdruckventil gedrückt wird und ausläuft. Das führt dann irgendwann dazu, dass zu wenig Kühlwasser vorhanden ist, so dass die Temperatur ab einem gewissen Punkt sehr schnell ansteigt.
Jetzt habe ich also den schlimmsten Fall, den man sich auf gar keinen Fall für ein Auto wünscht. Das ist halt das dumme hier in Australien, wenn man ein sehr altes Auto kauft. Man bezahlt relativ wenig, kauft aber auch immer ein gewisses Risiko mit ein. Und ich hab nun dummerweise einen Volltreffer erlangt. Netti war ja schon bei der letzten Reparatur nicht so begeistern und will das Auto nun so schnell wie möglich loswerden. Ich hab die ganze Zeit optimistisch gedacht... und es macht ja an sich auch keinen Sinn, das Auto zu verkaufen, nachdem man Geld rein gesteckt hat und alles wieder ok ist. Da haben die Mechaniker schon recht. Jetzt bin ich mir aber ziemlich sicher, dass das Auto schon mit den ganzen Problemen verkauft wurde, also dass der alte Besitzer wohl wusste dass es Probleme gibt und es lieber schnell loswerden wollte. Ich denke, er wusste nicht ganz so viel über das Auto wie ich jetzt, aber trotzdem denke ich zu 80%, dass er mir die Probleme mit Absicht verheimlicht hat. Es war ja an sich auch nicht so schwer, das Auto zu verkaufen, 50 km kann man ja problemlos fahren... in der Stadt sicher noch mehr. Jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als es wieder genau so zu machen. Also ab nach Melbourne, den Tüv da machen (sollte ja kein Problem sein, hat ja vor 1 1/2 Monaten auch nen Tüv in Queensland erhalten), Auto auf mich um melden und dann einen Käufer suchen. Ich mag den Gedanken gar nicht, aber was bleibt mir anderes übrig.
Jedenfalls verabschiede ich mich jetzt von Greg und seinem Vater. Sie berechnen mir für die ganze Arbeit nur 300 $. Das ist wirklich wenig, wenn man die ganzen Stunden bedenkt, die sie da dran nebenbei gebaut haben. Zusätzlich haben sie ja auch noch einige Materialkosten gehabt. Wenn sie wirklich nach Stunden abgerechnet hätten, würde ich wohl das 3-fache bezahlen müssen.
Gegen 14 Uhr verlasse ich dann die Werkstatt, ausgestattet mit genug Wasser. Ich stelle mich darauf ein, alle 50 km Wasser nach zufüllen. Das wären dann bis nach Melbourne ganze 14 Stop's. Mit meinem neuen Wissen über das Kühlsystem fällt mir auch gleich ein Trick ein... ich drehe die Heizung total auf und fahre mit offenem Fenster. Das hilft zum einen, die Kühlwassertemperatur etwas kühler zu halten. Zusätzlich habe ich so ein Frühwarnsystem. Kurz bevor die Temperatur auf der Anzeige wieder stark ansteigt, hört die Heizung auf zu heizen. Das hat damit zu tun, dass nicht mehr genug Wasser im Wärmetaucher des Heizsystems vorhanden ist. Wenn ich also dann sofort anhalte, klappt das mit dem Wasser nachfüllen viel besser, da ich nicht erst warten muss, bis das wenige Restwasser aufgehört hat zu kochen. So verkürzt sich die Nachfüllzeit enorm. Das erste mal muss ich nun schon nach 30 km anhalten. Die Strategie bewährt sich aber und funktioniert gut, so dass es nach 5 Minuten wieder weiter geht. Bis ich News South Wales verlasse, muss ich wirklich alle 30 km auffüllen. Das liegt daran, dass hier doch einige Berge sind, die dann sehr anstrengend für das Auto sind. Kaum erreiche ich die Grenze nach Victoria, hören die Berge auf und auch mein Frühwarnsystem schlägt keinen Alarm mehr. So nach ca. 100 km mache ich immer eine freiwillige Pause, um etwas Wasser nach zufüllen. So komme ich doch besser voran, als geplant. Auch die deutlich kühlere Abendluft hilft hier sicher, dass alles schön kühl bleibt. Nur die einsetzende Nacht macht mir Sorgen. Es sind noch ca. 400 km nach Melbourne, als ich Abends erst einmal eine Essenspause einlege. Ich wollte an sich noch in Melbourne ankommen, aber die Kängurus in der Dunkelheit machen mir etwas Sorgen. Wenn ich so ein Tier nun auch noch erwischen würde, könnte ich das Auto gleich zum Schrottplatz bringen. Ich versuche noch ein paar Kilometer weiter zu kommen, entscheide mich dann aber doch, am Straßenrand zu übernachten.
Ich habe mich die ganze Fahrt richtig beschissen gefühlt... weil ich daran denken musste, wie ich das denn jetzt mit dem Auto am besten machen würde. Netti war ja schon etwas länger für ein Verkaufen und es scheint wohl wirklich keine andere Lösung zu geben, ohne dass man jetzt einen riesigen finanziellen Schaden hat. Also versuchte ich die ganze Fahrt zu überlegen, wie ich das nun am besten machen würde... was erzähle ich den Käufern, warum ich das Auto so schnell verkaufen möchte, welche Strategie nehme ich überhaupt und gibt es Alternativen.
Ich hatte die Fahrt über wirklich viele Stunden Zeit darüber nachzudenken, dabei ging es mir die ganze Zeit wirklich sehr schlecht. Es kann auch daran liegen, dass ich noch nicht wirklich was gegessen hatte den Tag, aber ich glaub das war nicht der einzige Grund für die Bauchschmerzen. Mir ging es nicht gut, bis ich dann irgendwann die Entscheidung getroffen hatte, das Auto nicht weiter zu verkaufen, zumindest nicht ohne es vorher zu reparieren.
Nach dieser Entscheidung war ich richtig glücklich und zufrieden mit mir. Eines der wichtigsten Werte in meinem Leben ist Vertrauen... und wenn ich jetzt selbst auch so ein Arsch wäre und das Auto einfach weiterverkaufe, würde ich komplett gegen meine Lebenseinstellung handeln. Ich glaub ich würde damit im Nachhinein auf Dauer ein Problem haben irgendwelche ahnungslosen Backbacker zu betrügen, indem ich ihnen nichts von den Problemen erzähle. Deren Aufenthalt würde damit mal extrem versaut werden. Vor allem würden sie evt auch erst einmal viel unnötige Reparaturen bezahlen, bis sie hinter das eigentliche Problem kommen so wie ich. Bisher habe ich nun schon ca. 600 $ Kosten gehabt, ohne das Auto auch nur ein Stück repariert zu haben. Das ist mehr als verschwendet und würde dem nächsten wohl auch wieder passieren. Autokauf ist wirklich auch immer eine Vertrauenssache, erst recht, wenn man nicht richtig Ahnung hat.
Jedenfalls fühlte ich mich heute, als wenn ich mal wieder vor so einer Gabelung des Lebensweges stand... einfacher Weg oder doch lieber den schwereren... für mich war diese Entscheidung extrem wichtig. Es passiert nicht so oft im Leben, dass man vor solchen Gabelungen steht, die das ganze Leben beeinflussen. Zumindest hatte ich heute das Gefühl, solch eine Entscheidung getroffen zu haben.
Wenn wirklich nur die Zylinderkopfdichtung kaputt ist, rechne ich mit 1000 - 1500 $ Reparaturkosten. Es könnte aber auch sein, dass der Zylinderkopf einen Riss hat, das würde dann ca. 3500 $ kosten. Die Chance ist 50/50... das kann man erst nach dem Öffnen des Motors wissen. Wie auch immer, ich werde also meine Eltern fragen, ob ich deren Kredit für die Studiengebühren hier nicht noch etwas länger behalten kann, um die Reparaturen selbst bezahlen zu können. Dann muss ich wohl sehr sparsam leben, wenn ich wieder in Deutschland bin. Totaler Mist, aber da muss ich jetzt halt durch.